Mitchell-Movements
Das Mitchell-Movement, benannt nach John Templeton
Mitchell (1854-1914), ist, wie auch das Howell-Movement, ursprünglich
vom Whist abgeleitet; es ist im heutigen Bridge-Turnierbetrieb das
ideale Movement für 9 und mehr Tische. Das Grundmuster ist,
daß an jedem Tisch ein Sitzpaar (auf N/S) verbleibt, die Laufpaare
(auf O/W) die Tische in numerisch aufsteigender Reihe entlangwandern,
während die Board-Sätze die Tische in numerisch absteigender
Reihenfolge passieren. Zuständig für den korrekten Lauf
der Boardsätze sind hier allein die N/S-Paare, die die Boards
zu Rundenbeginn in Empfang nehmen und nach Rundenende weitertragen
(die Boardnummern laufen dabei kontinuierlich durch, so daß
leicht eine Kontrolle möglich ist). Für Fehler im Board-Lauf
sind deshalb hier niemals die O/W-Paare verantwortlich.
Das 'reine' Mitchell-Movements unterscheidet sich vom
Howell-Movement vor allem darin, daß es zwei Ergebnisse produziert
('Zweilinien-Mitchell'): eines für die N/S-Achse, und eines
für die O/W-Achse. Dies ist in gewisser Hinsicht folgerichtig,
denn man spielt hier im Prinzip gegen nicht mehr als die Hälfte
der anwesenden Paare, also gegen deutlich weniger Gegner als im
Howell-Turnier. Dabei gilt: Man wird zusammen mit den Paaren 'seiner'
Linie vergleichen, also mit den Paaren, gegen die man NICHT spielt.
Ein nach der deutschen Turnierordnung zulässiger
Vorgang ist es, ein Mitchell-Turnier zu 'scrambeln', also zu Turnier-Mitte
eine Drehung der Achsen vorzunehmen, um auf diese Weise im Sinne
des Howell-Movements ein einziges Ergebnis zu erzeugen. Dieses Verfahren
ist immer dann korrekt und sinnvoll, wenn mit computergeteilten
Boards gespielt wird, wo gewährleistet ist, daß die Kartenpunkte
insgesamt (gemeint: in der Summe aller umlaufender Boards) auf beiden
Achsen ausgeglichen verteilt sind. Bei Handmischungen ist dies natürlich
in der Regel nicht der Fall, und so ist das Resultat eines solchen
Turniers sehr häufig 'schief': eine Achse überwiegt die
andere im Prozent-Ergebnis mehr oder weniger deutlich. Man kann
diesen 'Fehler' verkleinern (nicht jedoch ausmerzen), indem man
- etwa in einem 9-Runden-Turnier - nach 3 Runden scrambelt und nach
6 Runden zurück-scrambelt oder asymmetrisch (nicht in der Turnier-Mitte)
scrambelt.
Eine Besonderheit des Mitchell-Movements ist die Unmöglichkeit,
bei einer geraden Tischzahl das Movement durchzuspielen; spätestens
nach der Hälfte der Runden würden die laufenden O/W-Paare
erneut auf die Boards treffen, die sie in der ersten Runde gespielt
haben usw. Deshalb gibt es, bei geraden Tischzahlen, in der Turnier-Mitte
den 'Hammelsprung': die O/W-Paare überspringen einen Tisch,
während die Boards wie gehabt weiterlaufen. Dies geht allerdings
mit dem Verlust einer Spielrunde einher. Mit 10 Tischen kann man
also nicht 9 Runden à 3 Boards (und somit 27 Boards gegen
9 Gegner) spielen, sondern hat nur 8 Runden/Gegner zur Verfügung.
Die Einfügung eines Relais-Tisches (in unserem 10-Tische-Beispiel
jetzt zwischen den Tischen 5 und 6) ist eine Möglichkeit, jetzt
dennoch 9 Runden zu spielen - ein ruhender Boardsatz macht nun den
Hammelsprung überflüssig.
Bei einem Zweilinien-Mitchell-Turnier sollte
der Turnierleiter idealerweise die Paare setzten: Entwender alle
starken Paare auf N/S (so daß die starken wie auch die schwachen
Paare jeweils unter sich gewertet werden), oder aber so verteilt
auf N/S und O/W, daß alle starken Paare beider Linien auf
jeden Fall gegeneinander spielen.
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