Absichtliche
Regelverstöße
Der absichtliche Verstoß gegen die Regeln, sei
es zu eigenem oder zu fremdem Nutzen, ist nicht nur eine grobe Unsportlichkeit,
sondern auch gemäß § 72 A 1 und B 1 TBR regeltechnisch
strikt verboten; er ist vom Turnierleiter in nachgewiesenen Fällen
rigoros (von Punktabzug bis zur Disqualifikation) zu bestrafen.
Allerdings ist der Nachweis der Absicht häufig schwierig. Zwei
desöfteren vorkommende Fälle sollen erwähnt sein:
1: Das ‚schädigende erzwungene Pass‘
(§ 23 TBR)
...steht im Raume, wenn ein Spieler absichtlich eine
regeltechnisch strittige bzw. illegale Aktion vollzieht, die den
Partner sperrt, also ihn zum passen zwingt. Insbesondere ein Mindergebot
mit anschließender Korrektur in eine andere Denomination oder
ein Pass nach langem Zögern kann hier den Gegner durchaus schädigen,
weswegen ein umsichtiger Turnierleiter sich im Streitfall für
die gesamte Bridge-Situation und nicht nur für den Partner
des 'Zöger-Passers' (im zweiten Beispiel) interessieren wird
(der hier mit dem Problem der Ausnutzung einer unerlaubten Information,
nämlich des Zögerns, konfrontiert ist), sondern auch mit
dem Blatt des 'Sünders' bzw. mit dessen möglichen Absichten.
Die Zuweisung eines korrigierten Scores ist hier in das Ermessen
des Turnierleiters gestellt.
2: Ein spezieller Revoke: Der Alcatraz-Coup
Gerissene Spieler haben versucht, die für den
Alleinspieler günstige ‚Rechtslage‘ nach einem
unvollendeten Revoke (s. hier den Abschnitt zu ‚Revoke‘)
ausunutzen. Hat der Alleinspieler am Dummy beispielsweise in einem
SA-Kontrakt in beliebger Farbe
A B 10
und in der Hand
K 3 2
und benötigt er unbedingt drei Stiche, gibt es
einen ‚sicheren‘ Weg, die fehlende Dame zu lokalisieren:
Man läßt den Buben vom Dummy laufen und begeht, wenn
der rechte Gegner klein bleibt, absichtlich Revoke. Nimmt jetzt
der linke Gegner die Dame, reklamiert man (unvollendeten) Revoke,
korrigiert (an sich straflos) mit dem König und schneidet zur
A 10 – Gabel am Tisch; bleibt der Bube bei Stich, korrigiert
man ebenso, nur mit einer kleinen Karte und läßt die
10 laufen.
Wie jeder absichtliche Regelverstoß ist
dieses Vorgehen strikt verboten, jedoch ist die Absicht bisweilen
schwer nachzuweisen. Vor allem ist es aber generell verboten, aus
einer illegalen Aktion positive Rückschlüsse zu ziehen.
Jeder kundige Turnierleiter wird hier dem Gegner immer einen Stich
zuerkennen und einem besseren Alleinspieler mindestens eine strenge
Verwarnung mit auf den Weg geben.
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