Unerlaubte Information I (§ 16 TBR)

Unerlaubte Informationen (UI) sind Informationen über bridgeliche Sachverhalte, die nicht mit bridgelichen Mitteln (Gebote bzw. Ansagen in der Reizung, Spielweisen wie Ausspiel oder Markierung im Gegenspiel) dem Partner verfügbar gemacht werden. Grundsätzlich gilt: Nicht das Übermitteln einer UI an den Partner an sich ist von den Regeln sanktioniert, wohl aber das Verwenden, also das Ausnutzen solcher UI. Grundsätzlich gilt ferner: Ist man während der Reizung oder des Alleinspiels der Meinung, daß die Gegner eventuell Nutzen aus UI ziehen bzw. gezogen haben, sollte man unverzüglich die Turnierleitung rufen und seine ‚Rechte wahren‘, also das Problem schildern.

Ein im Spielbetrieb immer wieder vorkommender, beispielhafter Vorgang:

Die Reizung geht

West muß jetzt passen, es sei denn, seine Hand ist mit 3 Coeur nicht präzise gereizt, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Ost gezögertes pass legt die unerlaubte Information nahe, daß er eigentlich eine sehr gute Hand hat, sich aber nicht alleine ins Vollspiel ‚traut‘ oder kontrieren will. West darf dies nicht ausnutzen und jetzt, auf der Basis dieser unkorrekt erworbenen Erkenntnis, ins Vollspiel gehen oder Kontra geben. Passiert dies, sollen Nord/Süd die Turnierleitung rufen – und zwar sofort, um ihre Rechte zu wahren. Am Ende des Turniers wird das betroffene Board von der Turnierleitung gesichtet, um zu sehen, ob ein Schaden entstanden ist, und ob dieser Schaden durch die UI hervorgerufen worden ist (dieser Kausal-Zusammenhang ist dabei wichtig). Erfüllen Ost/West 4 Coeur und schreiben damit oder mit 3 Pik im Kontra einen Top, ist ein Schaden entstanden, und dieser ist mit großer Sicherheit durch die UI (gezögertes pass von Ost) hervorgerufen. Dann wird der score nachträglich korrigiert, auf 3 Coeur + 1 oder 3 Pik ohne Kontra.

Es ist unbedingt nötig, in solchen Fällen die Turnierleitung sofort zu rufen, um nicht selbst in den Ruch unethischen Verhaltens zu kommen. Illegitim von Nord/Süd wäre es, erst einmal 4 Coeur spielen zu lassen in der Hoffnung auf einen Faller und ein gutes Ergebnis - und erst, wenn das ‚daneben‘ gegangen ist, einen guten Score mit Hilfe der Turnierleitung am grünen Tisch zurückzufordern.

Ein Sonderfall ist das ‚schädigende erzwungene Pass‘ (§ 23 TBR), also wenn z.B. der ‚Zöger-Passer‘ diese Aktion absichtlich getätigt hat, um seinen Partner zu sperren; auch hier gibt der Turnierleiter einen den Umständen angemessenen korrigierten Score (s. hier zu absichtlichen Regelverstöße).